Arbeit


Seit über 2 Monaten bin ich jetzt schon in lovely india!
Ich habe schon so einiges sehen und erleben dürfen, tolle Begegnungen gehabt, habe so viele Gefühlslagen durchlebt, exotische Früchte und indische Sweets probiert  und habe zum Glück das Gefühl, mich immer besser in dieser fremden, schönen Kultur zurechtzufinden.
Der Grund für meine Reise ist aber bis jetzt in meinem Blog ein bisschen zu kurz gekommen: Meine Arbeit als Volunteer. Ich hole das jetzt endlich mal auf.
Seit dem ich hier bin habe ich bis auf wenige Ausnahmen jeden Morgen um 8 Uhr gefrühstückt. Ja, auch Samstag und Sonntag. Nur, dass das mal erwähnt wurde. Nach dem Frühstück gehen Vicky und ich zum morning prayer und anschließend warten wir auf eine sehr liebe Nähschullehrerin mit der wir uns gemeinsam auf dem Weg zur Busstation machen. Während wir auf sie warten werden wir dem täglichen Namensquiz unterzogen. „What's my name, akka? Eylakka, what's my name?!“, ich habe mich wohl schon bei einigen Mädchen unbeliebt gemacht, weil ich ihre Namen immer noch nicht kenne und das tut mir auch wirklich leid, aber ich kann mir schon keine deutschen Namen merken, wie soll ich dann indische behalten...außerdem sind es 280. Wenn wir das Quiz überstanden und den Compound verlassen haben („Bye, Akka, byeeeeee Eylakka!“), beginnt dann auch schon das tägliche Abenteuer auf das ich an den meisten Tagen immer noch nicht gefasst bin. Der Verkehr ist unglaublich.
Lieber Leser, wenn du noch nicht in Indien warst kannst du es dir wirklich nicht vorstellen. Die ersten Male bei denen ich mich durch den Verkehr schlagen musste, waren mein Stresslevel und mein Puls auf 200 und ich wusste nicht, ob ich schreien oder lachen sollte. Aber dazu mehr in einem anderen Eintrag. 
 
Der Eingang zum Kindergarten.
Der Kindergarten und die Rutsche an der sich
die Kinder die Füße blutig rutschen.


Wir erreichen jeden Morgen nach einer holprigen 40-minütigen Busfahrt Killiyanur. Auf der Fahrt gibt es so viel zu sehen, dass die meisten Touris dafür bestimmt mehr als 7Rs. (ca.10cent) bezahlen würden und ich genieße die Strecke jeden Tag aufs neue. Wir kommen schließlich durchgeschüttelt in dem kleinen Dorf an, in dem einer der vier Kindergärten, in denen ich in meinen 6 Monaten hier arbeiten werde, liegt. Wir laufen noch 10 Minuten unter dem Schatten unserer bunten Regenschirme, bis wir das kleine von Palmen,Reisfeldern und Lehmhütten umgebene Gelände erreichen.
Die Nähschullehrerin verschwindet in das Gebäude in dem die fußbetriebenen Nähmaschinen stehen und bringt den fünf 16-18jährigen Mädchen bei, wie man Sariblusen, Schuluniformen und Tschudidas näht. Wir gehen in den Kindergarten und werden dort von den ersten Kindern mit einem lauten „Good morning, Akka!“ begrüßt. Die Anzahl der Kinder variiert von Tag zu Tag. Manchmal ist der Bus kaputt mit dem viele von ihnen gebracht werden und gerade jetzt in der Regenzeit sind viele Kinder krank und müssen ins Krankenhaus zu einem Arzt. Durchschnittlich sind es aber so 25-30. 

Oft beginnt der Tag mit Duplo und die Kinder erwarten mit großen Augen unser Lob für ihre Türme, Straßen, Fahrzeuge und anderen Baukünsten. Ich sage immer wieder „very good!“, dann renne, fange und kitzel ich, trenne Rabauken, wische Tränen weg, ziehe zu große Hosen hoch, werde angeleckt, stecke immer wieder Blumen fest, die in den kurzen Haaren der Mädchen einfach nicht halten wollen und ab und zu werden allen Kindern die Schuluniformen angezogen, in denen sie wirklich unglaublich süß aussehen. Natürlich stehen die Uniformen nicht in Konkurrenz zu den pompösen, tülligen, bunt glitzernden Kleidern die einige Mädchen jeden Tag tragen.

Es gibt ein festes Wochenprogramm, das auch größtenteils eingehalten und im Grunde nur durch unsere Lieder und Aktionen ergänzt wird. Lieder, Gedichte, Gebete, Zahlen und Buchstaben werden in english gesprochen und unterrichtet, sodass wir es leicht haben alles mitzumachen und die Kindergärtnerin zu unterstützen. Das Englisch unterscheidet sich zum Teil schon sehr von dem, was wir gelernt haben (z.B. onä, two, trii, four, fivä, sixä, seven, eightä, ninä, ten,...), aber beide Seiten finden es meist einfach nur witzig, wenn man sich gegenseitig mal wieder nicht versteht nur weil die einfachsten Worte so unterschiedlich ausgesprochen werden.
Die Kinder sind übrigens zwischen zwei und vier Jahre alt, weshalb es meistens zwei Gruppen gibt: „big children“ und „small children“ (irgendwie logisch). Meistens teilen Vicky und ich uns auf die Gruppen auf in denen dann gemalt, geschrieben oder gebastelt wird. Die zwei Räume in denen wir uns aufhalten sind trotz Bilder und Plakate nicht besonders schön, aber das stört schon niemanden mehr. Zwischenzeitig gibt es warme Milch oder Ähnliches und um ca. halb eins Mittagessen, bei dem die Kinder plötzlich ganz still und brav im Schneidersitz auf ihren Reis warten. Wir helfen beim Austeilen und bekommen anschließend selbst unser Essen, das zum Glück nicht ausschließlich aus Reis besteht und dank der überaus begabten Kindergartenköchin sehr, sehr lecker ist. Danach werden Strohmatten ausgelegt und die Kinder dürfen Mittagsschlaf halten. Klappt nicht immer und es dauert oft lange bis es endlich ruhig ist, aber irgendwann liegen immer alle still beieinander und schlafen wie kleine Steine.
Nach dem Aufwachen werden alle verschlafenen Kindergesichter gepudert und sehen aus wie Gespenster. Ich hab's auch schon ausprobiert und die Haut ist danach wirklich babyweich und riecht lecker nach Rose. Die kurzen Haare der Kinder werden noch gekämmt und dann geht es schon wieder mit dem Bus nach Hause, wenn nicht Mami zum abholen kommt. Wir machen uns auch wieder auf den Weg zur Bushaltestelle mit der Hoffnung, dass der Bus auch wirklich kommt und wir nicht ewig in der Hitze warten müssen.

Ich habe wirklich noch mehr Spaß an der Arbeit als ich anfangs dachte und ich hätte nicht gedacht, dass ich kleine Kinder mal sooo sehr zum auffressen finden könnte, selbst wenn sie laut und nervig sind. Gottchen, sie sind aber auch einfach zu schnuckelig!

Während ich den Text verfasst habe ist meine Zeit in Killiyanur vorläufig zu Ende gegangen (wir kommen nämlich im Januar noch Mal wieder). Ich bin ein bisschen wehmütig aber auch gespannt auf die nächsten Kindergärten. Ich berichte!

(Mein Arbeitstag ist nach dem Kindergarten übrigens noch nicht beendet, aber dazu mehr in einem anderen Eintrag.)

Grüßchen,
Eyla

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