Samstag, 31. Januar 2015

Liebe.Rucksack.Abenteuer. (Ooty)

Abkühlung in den Bergen

Unsere erste offizielle Station auf unserer Reise ist Ooty (Udhagamandalam). Die Stadt liegt in den Nilgiri Hills und zwar so hoch, dass es nachts auch mal bis zu 0° werden kann. Wir waren mit Fleecejacken und Socken auf die Kälte vorbereitet, aber in der Nacht haben wir in unserer Unterkunft, einer ehemaligen Brauerei, trotzdem gefroren. Den Kamin in unserem Zimmer durfte man leider nicht benutzen. Schade aber auch. Lauritz und ich hatten uns für die zwei Wochen übrigens größtenteils separate Unterkünfte gesucht, um uns ein bisschen Zweisamkeit zu garantieren. Um schiefe Blicke zu vermeiden waren wir auch hin und wieder ein Ehepaar. War zumindest für uns ziemlich witzig. Wir packten uns dick ein und besuchten das „Tea and Tourism Festival“ (da gab es tatsächlich Tee, der nach Fanta schmeckt), liefen etwas planlos durch die Stadt und gönnten uns schließlich leckere Pizzen. Oh, wie lecker kann eine mittelmäßige Pizza schmecken, wenn man lange nicht in den Genuss kam! Als Nachtisch housemade chocolate, die in Ooty an jeder Ecke verkauft wird. Nicht schlecht, aber an die deutsche Schokolade kommt sie nicht heran. 

Schließlich trafen wir den Rest der süßen Reisegruppe und wir mieteten uns ein großes Taxi, dessen Fahrer uns zuerst zu dem höchsten Aussichtspunkt Südindiens (2633m) fuhr und anschließend zu einer Teefabrik. Sehr interessant zu sehen, wie schnell die zuerst noch grünen Teeblätter zerhackt, getrocknet und in kurzer Zeit in Tüten verpackt werden. Der Kardamom-Tee ist wirklich der Hammer dort! Wir wurden noch zu einem See gefahren, der absolut nicht sehenswert war. Dafür war der Rosengarten mit über 20.000 Rosen am Ende noch ganz schön.




Donnerstag, 22. Januar 2015

Liebe.Rucksack.Abenteuer. (Mayiladuthurai-Thanjavur)

25.12.2014 Die Reise beginnt 


Wir frühstücken und essen Mittag (mal wieder Biryani) in unserem Projekt. Ich hake meine viel zu lange Packliste ab. Ganz schön schwer der Rucksack, aber da ist noch Platz für Mitbringsel und anderes Kram.
Mit dem Zug starten wir nach Thanjavur, um dort Ana, Gesa und Marnie einzusammeln. Wir besuchen zum zweiten Mal den Brihadishwara- Tempel und er ist bei Sonnenuntergang und diesmal ohne neonfarbene Lichter überall, wieder unglaublich schön und beeindruckend. Am Abend gibt es selbstverständlich ein Weihnachtsessen, mjam.


Kurz nach 9pm rollt der ewig lange Nachtzug am Bahnhof ein. Wir haben im Sleeper-Abteil reserviert und ich muss feststellen, dass meine Pritsche unter der Zugdecke für die Nacht gar nicht so übel ist wie angenommen. Ich bin aber auch abgehärtet durch meine Projektmatratze... In der Nacht werde ich einige Male ordentlich durchgeschüttelt, ich friere, ein alter Mann schaltet früh Morgens immer wieder das Licht an und von nebenan werden ein paar indische Pupse losgelassen. Trotzdem bekomme ich einige Stunden Schlaf, bis wir um 5am Coimbatore erreichen. Definitiv nicht meine Uhrzeit und ich vergesse meine Brille, bevor ich mich mit Ana zur Zugtür bewege. Der Zug rollt an. Wo sind die anderen? Die sind schon ausgestiegen. Jetzt wird der Zug schneller. Los spring Eyla! Und ich springe. Puh, das nenne ich mal Vertrauen, haha. Ana landet ein paar Meter weiter. Wir schauen uns kurz geschockt an, lachen und finden uns ziemlich mutig.









 

Liebe.Rucksack.Abenteuer.


Nach vielen Stunden Planung wurden schon Wochen vor Beginn unserer Reise Ziele gesteckt, Züge gebucht, Busse rausgesucht und Unterkünfte kontaktiert. Glaubt man, gar nicht so easy in Indien. Zugverbindungen verschwinden von heute auf morgen, Hotelpersonal legt einfach auf und wenn man drei verschiedene Personen nach Informationen fragt, bekommt man drei verschiedene Antworten. That's India. Nach vielen Stunden stand unsere Route jedoch fest (s.o.)!


Mittwoch, 21. Januar 2015

Liebe.Rucksack.Abenteuer. (Mayiladuthurai)

24.12.2014. Heilig Abend


Die Sonne scheint und die Palmenblätter wehen im Wind. Vicky und ich vergessen uns frohe Weihnachten zu wünschen, bis es uns beim Abwasch plötzlich bewusst wird. Haben ja noch den ganzen Tag Zeit, um die richtige Stimmung aufkommen zu lassen. Weihnachten ist ja eigentlich eh erst am nächsten Tag. Erst Mal gilt meine Vorfreude dem absolut wunderschönsten Geschenk aus Deutschland: Lauritz! Nach drei Jahren Fernbeziehung , konnten diese läppischen 4 Monate uns auch nichts mehr anhaben und ich bin ab dem Moment, in dem wir uns endlich wiederhaben einfach nur noch voller Liebeliebeliebeliebeliebe! Ein bisschen Kitsch muss sein.

Er kommt mit David, ein anderer ELM-Freiwilliger, an und zu viert genießen wir den Tag. Zu allererst bekommt Lauritz eine dicke, grelle Blumenkette um den Hals gehängt. Die bekommen hier nur ganz exklusive Persönchen und deshalb starren ihn auf der Straße alle an. Naja, wahrscheinlich auch, weil sie hier nur selten 4 weiße Leute auf einem Haufen sehen und dann auch noch Jungs und Mädchen zusammen. Vorher hatten Lauritz und ich auch noch heimlich im Hoteleingang rumgeknutscht. Puh, harter Tobak für die meisten Inder.


Dann zeige ich wie ich lebe. Mein Projekt, die Stadt, meinen Schneider, die beste Eisdiele, das größte Stoffgeschäft, den Basar, indische Süßigkeiten, den bunten Tempel, Chai am Straßenrand, Autorikshafahrt.

Später darf ich Geschenke auspacken und alle skypen mit ihren Familien. Ein Hoch auf das Internet! Wir gehen spät ins Bett. Getrennt, denn „boyfriends“ sind hier verpönt und auf dem Compound absolut unerwünscht. Da kann man nichts machen...


Montag, 12. Januar 2015

Und wieder Küsse nach Deutschland


Danke, dass ich so viel wunderbare Briefe und Paketen öffnen durfte und für alles andere was mich noch mittels Lauritz erreicht hat. 
Es tut so gut zu wissen, dass zu Hause so viel an mich gedacht wird!

Fühlt euch doll' und lang umarmt!
Eure Eyla

Weihnachtsrückblick (Monatsbericht)

Auch wenn die Weihnachtszeit schon etwas zurückliegt, war sie ein erwähnesnwerter Abschnitt meines Freiwilligendienstes und darf auf diesem Blog einfach nicht fehlen. Da ich jeden Monat einen Bericht an meine Organisation senden muss, bekommt ihr nun einfach mal einen davon. Viel Spaß.



Hinter mir liegt Weihnachten. Indisches Weihnachten. Keine Strohsterne, keine roten Kerzen, keine Rolf Zukowski Weihnachtslieder, kein Weihnachtsmarkt und kein Schnee. Hach, das klingt rückblickend wirklich dramatisch. War es aber nicht. Statt Strohsternen gab es im Überfluss knalliges Lametta, statt roten Kerzen eben neongelbe, statt Rolfs ruhiger Stimme quirlige, laute Frauengesänge, statt Weihnachtsmarkt unzählige Weihnachtsfeiern und statt Schnee.. na den gibt’s ja in Deutschland auch nur selten pünktlich zu Weihnachten. Also, alles gar nicht so übel.

Um ein kleines bisschen deutschen Weihnachtscharme in Indien zu versprühen hatten Victoria und ich uns die Zeit genommen große Adventskalender für die beiden Häuser der Mädchen herzustellen. Die Freude war groß und jeden Tag waren alle ganz gespannt, welches Bild sich wohl hinter dem nächsten Türchen versteckt. Die Neugierde war sogar so groß, das ziemlich schnell alle Türchenecken ausgefranst und auf unerklärliche Weise einige Bilder schon vor ihrem eigentlich Tag zu sehen waren...

Bald darauf schmückten nicht nur unsere bunten Kalender, sondern auch Sterne, Engel und Weihnachtsbäume, die wir gemeinsam mit den Mädchen bastelten, die Wände und Decken. Auch im Kindergarten Anbumalar ließ ich mir eine Bastelei nach der anderen einfallen und blühte zwischen Pappe, Glitzer, Kleber und Schere richtig auf. Highlights waren ein Christmastree aus Handabdrücken mit viel Glitzer, vorallem da dieses Jahr das Geld nicht für einen richtigen gereicht hatte, und eine selbstgemachte Krippe. Außerdem durfte ich mich einer Mädchentanzgruppe anschließen, die einen Tanz für die zwei Wochen später stattfindene Weihnachtsfeier probte. Natürlich waren die Musik und die Bewegungen 100% indisch, und ich musste mich sehr bemühen mit ihren Hüftschwüngen mitzuhalten. Letztendlich hatte ich geschminkt, frisiert und im Sari sehr viel Spaß, auch wenn meine Performance sicherlich nicht perfekt war.

Unsere Proben für den „german-dance“ lohnten sich ebenfalls, denn er sorgte bei der großen Compound Weihnachtsfeier für viel Begeisterung, obwohl ich vorher zugegebenermaßen ein kleines bisschen aufgeregt war. Nach dieser großen Feier folgten noch sieben weitere und wir kamen gar nicht mehr aus dem „feiern“ heraus. Mit unseren Liedbeiträgen „Oh du fröhliche“ (auf drei Weihnachtsfeiern), „Go tell it on the mountain“ (in der Kirche mit der Englishclass), „Stille Nacht, heilige Nacht“ (auf der Blockflöte, während eines Krippenspiels) und dem tamilischen Lied „Anbu kuruven“ (ebenfalls in der Kirche vorgetragen) konnten wir unseren Teil zur Weihnachtsstimmung beitragen. Die Weihnachtsfeiern waren außerdem eine tolle Möglichkeit traditionelle indische Tänze und Kleidung zu sehen, tamilischen Liedern von Einzelnen oder Chören zu lauschen und natürlich uns die Bäuche mit leckerem Chicken- Biryani vollzuschlagen.

Wo wir gerade dabei sind. Im letzten Monat kam ich endlich dazu mein fest vorgenommenes Rezeptbuch zu beginnen und ein Biryanirezept steht gleich an erster Stelle. Ich hoffe, dass sich meine Sammlung bis März noch um einige Rezepte erweitert, um zurück in Deutschland meine Familie und Freund von dem tollen indischen Essen überzeugen zu können. Um jetzt auch alle neuen Fertigkeiten zu nennen: ich habe endlich verstanden wie man den wunderschönen Blumenschmuck aus Jasminblüten für die Haare herstellt. Gar nicht so einfach...

Nach der letzten Weihnachtsfeier, bei der alle Mitarbeiter ihr Weihnachtsgeld und neue Kleidung erhielten, verließen ca. die Hälfte von ihnen den Compound, bis sie zum Jahreswechsel die andere Hälfte ablösen würden. Auch alle Kinder der vier Kindergärten erhielten neue Kleidung, sowie Süßes und Geld. Die Heimmädchen müssen leider noch bis zum Januar auf ihre neuen Tschudidas warten, erhielten jedoch auch schon das Weihnachtsgeld.

Leider war der Dezember nicht nur mit schönen Dingen erfüllt, denn Anfang des Monats erschütterte ein Todesfall die ganze Stadt. Eine Zehntklässlerin wurde auf unserer Straße von einem Transportwagen erfasst und ist an ihren Verletzungen gestorben. Dass das Gesicht der Toten in der Zeitung abgedruckt wurde schockierte mich wohl am meisten. Außerdem saß eines Tages eine Ärztin auf den Treppen des Kindergartens und viele Mütter brachten ihre Kinder, um diese impfen zu lassen. Polio (Kinderlehmung) hatte in den Tagen zuvor viele Kinderleben gekostet. Kinderleben, die durch den verfügbaren Impfstoff verschont hätten bleiben können, wenn die Gesundheit vieler Familien nicht von Geld abhängen würde. Das ist leider oftmals einfach nicht vorhanden. Außerdem verbreitete sich in den letzten Wochen die Vogelgrippe in Südindien und wir wurden dazu angehalten kein Huhn oder Ei zu essen.

Aber dann war plötzlich schon Heilig Abend und eine wunderbare Zeit begann. Mein Freund war heile aus Deutschland und in Begleitung von David in der Nacht aus Chennai angereist und wir verbrachten zu viert einen schönen Abend. Der Gottesdienst an diesem Abend schien sich hinzuziehen, bis an alle bunte Kerzen verteil wurden. Der Chor sang wunderschön, die Lichter wurden ausgemacht und die Kirche erleuchtete im warmen Licht der Kerzen. Ein Gänsehaut-Moment. 

Dieser Moment, das darauffolgende leckere Weihnachtsessen und die Anwesenheit meines Freundes verhinderten tatsächlich das bisschen Heimweh, welches in den Tagen zuvor doch noch aufgekommen war und ich war wieder einmal dankbar für die Chance Weihnachten mal so völlig anders erleben zu dürfen.

Am Tag darauf fuhren wir noch müde vom Vorabend nach Thanjavur, um gemeinsam mit Ana, Gesa und Marnie in den Urlaub zu starten. Schon in der ersten Hälfte unserer Urlaubszeit erlebten und sahen wir unglaublich viele, aufregende Dinge. Tanzend am Strand von Goa, hätte das Jahr 2014 nicht besser abschließen können.



Eyla Hasse