Mittwoch, 18. Februar 2015

Liebe.Rucksack.Abenteuer. (Goa, Kochi, Alleppey, Varkala, Madurai)

Hier kommen nun endlich noch einige Urlaubsbilder. Es sind leider nur kleine Ausschnitte aus einer Reihe von wunderbaren Momenten und Erlebnissen. Ich würde euch viel lieber auf dem Sofa mit einem Chai erzählen, was wir alles gesehen und erlebt haben und euch die anderen 1000 Fotos zeigen... aber gut. Ist ja nicht mehr lange bis ich wieder da bin. Noch 23 Tage um genau zu sein.

Ihr sollt noch wissen, dass diese Reise durch Indien ganz sicher eine der schönsten Dinge war, die ich bis jetzt in meinem Leben gemacht habe. Ich kann es eigentlich nicht in Worte fassen, was für besondere Momente ich mit Lauritz erlebt habe und wie sehr ich diese zwei Wochen genossen habe.
 
Ich habe mich ins Reisen verliebt und vor allem in Indien.
Ich glaube nicht, dass mich nach diesem Urlaub Indien je noch Mal loslassen wird und bin mir schon jetzt ganz sicher, dass ich eines Tages auch noch den Rest des Landes bereisen möchte.

Vielleicht kann ich euch mit den  Bildern ja auch etwas begeistern! :)

Goa

Ach Goa, ich muss zugeben, dass ich anfangs ein kleines bisschen enttäuscht von dir war. Ich hatte gehört du seist ein Paradies auf Erden und das Vorbild jedes kitschigen Strandmotivs auf Reisekatalogen und Desktophintergründen...

Meine Erwartungen waren wohl einfach zu hoch. Natürlich war Goas Hauptstadt Panajim ganz schön und am Fluss zu sitzen und indische Süßigkeiten zu essen, einen Markt zu besuchen und sonst einfach zu Fuß die Stadt zu erkunden, war nicht das schlechteste, aber das Paradies sucht man hier dann doch vergeblich. 

Dafür gibt es in Anjuna ein Mal die Woche einen rieeeeeeesigen Markt auf dem wirklich jeder Hippie und Alternativo auf seine Kosten kommt. Riesige bunte Tücher, Silberschmuck, die typischen "Goa-Hosen", Rücherstäbchen, Lederlatschen, Taschen mit Elefantenmotiv und auch Drogen werden einem ganz ungeniert angeboten. Da haben wir ordentlich zugeschlagen! Also jetzt nicht bei den Drogen, versteht sich. 
Anjuna war dann auch der Ort wo wir gemeinsam mit den anderen Silvester am Strand gefeiert haben, nachdem wir um 0:00 am Fluss von Panajim das Feuerwerk des größten Casinos Indiens bestaunt haben. Am Fluss? Jap, denn das Casino ist ein Schiff. 

Die nächsten 1,5 Tage haben Lauritz und ich in Baga verbracht. Indisches Malle irgendwie. Sonnenuntergang und Candlelightdinner am Strand, Mojitos und unsere wunderschöne Unterkunft haben uns dem Paradies dann doch noch ein bisschen näher gebracht, auch wenn wir uns definitv in einer russischen Tourihochburg befunden haben.... 

Naja, irgendwann komm ich nochmal wieder und mach mich auf die Suche nach den wirklich idyllischen Stränden Goas .



Kochi

Nach über 22 Stunden Busfahrt (übrigens die teuerste "Übernachtung" des Urlaubs) Ankunft in Kochi. Unser Hotel in Fort Kochi ist sehr süß und wir werden im Wohnzimmer des Besitzers empfangen. Abends besuchen wir dann ziemlich spontan eine Kathakali-Vorstellung (Bild). Nur durch spezielle Bewegungen und Mimik wird dem Publikum mit live Gesang und Musik eine Geschichte erzählt. Es geht um Shiva und Vishnu und viele andere Götter.. Da verliert man leider schnell dern Überblick. Aber auf alle Fälle ist diese traditionelle tänzersiche Darstellung ziemlich eindrucksvoll und die Atmosphäre in dem kleinen Theater war einfach einmalig.

Am nächsten Morgen zwinge ich Lauritz um 7:00 aufzustehen, um mit mir um 8:00 an einer Meditation teilzunehmen. Wir sitzen zu zehnt auf Kissen in einem Kreis und nach einer kurzen Einführung beginnt der unglaublich beruhigende, wunderschöne Gesang. Natürlich live. Es sind zwei Männer von denen einer singt und der andere auf Tabelas (südindische Trommeln) spielt. Die Zither-Klänge kommen leider aus Lautsprechern, aber das stört überhaupt nicht und nach einer Weile bin ich einfach nur noch Tiefenentspannt.
Das ich nun aber leider absoluter Mediationsanfänger bin wussten spätestens alle, nachdem ich mit einem relativ lautem "Hä" aus meinem kleinen Schläfchen aufgewacht bin. Peinlich! Hätte ich mich bloß nicht hingelegt...

Danach frühstücken wir in einem kleinen Cafe am Strand und während wir unser "english-" und "american- breakfast" verputzen, springen doch tatsächlich Delfine aus dem Wasser! Ohhh mein Gott. Ich kann nicht abstreiten, dass der klene Delfin- Fan, der seit meiner Kindheit in mir wohnt nicht ein paar hysterische Luftsprünge gemacht hat.

Die chinesischen Fischernetze, für die sich die meisten Touristen in Kochi interessieren konnten dann leider nicht mehr mit den Delfinen mithalten, auch wenn es natürlich trotzdem eindrucksvoll war zu sehen, wie die Fischer vom Land aus die riesigen Netze mit Hilfe von langen Holzpfälen ins Wasser lassen.




Alleppey/ Alappuzha (Backwaters)

Kurz: Die einzige Stadt, in der wir uns vorher nicht nach einer Unterkunft erkundigt hatten. Kein Problem. Gleich nach dem wir aus dem Bus aussteigen geraten wir an einen netten Typen und seine Unterkunft ist wirklich top. Und der Preis auch. Wir lassen uns sogar auf sein Hausbootangebot ein, handeln ihn natürlich noch etwas herunter, aber sind überrascht wie einfach das doch alles ging.  Am nächsten Tag werden wir dann an "unserem" Hausboot abgeladen. Für 22 Stunden sind wir auf einem kleinen Kahn, im Look eines traditionellen Kerala Fischerboot! Kapitän, Koch und Betreuer inklusive. Wir schippern durch die Backwaters und fühlen uns wie kleine Könige. Leider sind die Wasserstraßen für unseren Geschmack etwas überfüllt, aber wir sind ja auch mitten in der Touri-Hochsaison gekommen. Wir verbringen die Stunden mit Sonnen, Essen, Tee trinken, Leeren der großen Obstschale, Tagebuch schreiben und einfach nur genieeeeßen.




Varkala

... ist der perfekte Ort um eine Reise abzuschließen. Klein aber unglaublich fein. Wir schlafen in einer Bambushütte mit unüberdachtem Bad und ich kann mir definitiv nichts lässigeres vorstellen, als unter Palmen zu duschen. Wir besuchen tolle Restaurants von denen aus man das Rauschen der Wellen hören kann, die einige Meter unter den Klippen den schönen Strand erreichen. Wir bruzeln in der Abendsonne (jahaa, im Bikini! Das kann man sich ja sonst nicht in Indien erlauben..) und treffen uns am Abend mit den anderen Freiwilligen am Strand um dort heimlich Bier zu trinken. Ist leider verboten in Varkala. Hachja, man fühlt sich trotzdem wie ein richtiger Hippie zwischen... naja, zwischen all den anderen Hippies eben.

Nur das Lauritz mich dort wieder verlassen hat war ganz furchtbar, aber nicht so schlimm wie erwartet. Geheult hab ich trotzdem.



Madurai

Einer der wichtigsten Tempel Tamil Nadus (beeindruckend!) und ein riesiger Tempelmarkt (freut euch auf eure Mitbringsel) machen Madurai aus. Und mehr haben wir auch eigentlich nicht von der Stadt gesehen. Unserer Rücksäcke wurden bis aufs Äußerste mit Schnick- Schnack gefüllt und dann ging es wieder zurück in unsere Projekte.  

Mir bleibt nichts mehr zu sagen, als dass ich eine unvergessliche Zeit hatte und die Erinnerung daran mich ganz sicher noch mein ganzes Leben begleiten wird.

Meldet euch, wenn ihr eine Indienreise machen wollt - Ich bin sowas von dabei!

Sonntag, 8. Februar 2015

Liebe.Rucksack.Abenteuer. (Hospet, Hampi)

Das Reich der Affengötter

Nach einer wirklich aufregenden, unendlich langen Taxifahrt (12std), die eigentlich gar nicht so länge hätte sein sollen (7-8std.) kamen wir nachts mit dem schon etwas schlaftrunkenen Fahrer in Hospet an. Hospet ist häßlich und nur die beste Möglichkeit um Hampi zu erreichen.
Hampi (wird in einem Hindu-Epos als Reich der Affengötter erwähnt) ist eine Welterbestätte und besteht eigentlich nur aus Ruinen, die aber ziemlich beeindruckend sind. Über viele Kilometer kann man die Stadt erkunden und wir buchten für den Tag eine Riksha + Fahrer, um alle Sehenswürdigkeiten an einem Tag besuchen zu können.

Ich spare mir lange Ausführungen und lasse einfach ein paar Bilder sprechen auf denen man aber läääääängst nicht alles sieht. 


Montag, 2. Februar 2015

Liebe.Rucksack.Abenteuer (Sulthan Bathery, Wayanad)

Indian Wildlife

Das nächste Ziel ist Sulthan Bathery. Auf dem Weg dorthin dürfen wir während der Busfahrt die bemerkenswert schöne Landschaft bewundern. Überall Hänge voller Tee, vereinzelt Kakao- und Kaffesträucher. An den Straßenrändern wuchern wild die mir unbekannten Pflanzen, überall hängen Lianen von den riesigen Bäumen und zwischen dem vielen Grün sieht man immer wieder einschüchternde Felsformationen hervorragen. Auch das Wayanad Wildlife Sanctuary, der Nationalpark der von Sulthan Bathery zu erreichen ist und die Umgebung bieten uns viel Sehenswertes für zwei Tage. 

Tag 1.

Wir mieten uns einen Jeep plus Fahrer, der uns noch am Nachmittag zu den alten Edakal-Höhlen fährt. Eigentlich ist der Aufstieg viel aufregender als die Höhlen selbst. Der Weg ist lang und anstrengend, aber süße Affen (ok, manche sahen irgendwie auch fies aus) lenken uns ab und außerdem ist die Landschaft um uns herum wieder unschlagbar. Wir klettern über Steinfelsen, steigen viele, viele Treppen und werden letztendlich von einer tollen Aussicht überrascht. Die Atmosphäre der riesigen Höhle mit über 3000 Jahre alten Schriftzeichen wird leider von einem Polizisten mit Trillerpfeife gestört, der die indischen Touristen im Sekundentakt mit seiner Pfeife an das Handyverbot erinnert. Zur Belohnung nach all der Anstrengung gibt’s für alle ein leckeres, klebriges Mangoeis und die Trillerpfeife gehört der Vergessenheit an.
Gekrönt wird der Tag noch von einem Ritt auf einem Elefanten mit Lauritz. Wow, wow, wow! Ich saß ja bereits auf einem Tempelelefanten, aber auf einem zu reiten ist nochmal was ganz anderes. Bis jetzt hat mich wirklich noch kein Tier so beeindruckt wie dieses.

Auf dem Rückweg werden uns Kautschukbäume gezeigt, wir machen einen Stopp an einer Felsformation die aussieht wie ein liegender Elefant und einen weiteren Stopp an einem kleinen Jain-Tempel, der leider durch Bauarbeiten nicht ganz so beeindruckend ist. Nicht schlimm, denn Tempel gibts ja in Indien genug.

 Ein wunderbarer Tag, der ganz sicher weit oben auf meiner Highlight-Liste steht!





Tag 2.


Um 4:00am klingelt der Wecker. Ich überlege kurz einfach liegen zu bleiben, aber ich bin viel zu gespannt auf die Jeeptour durch den Nationalpark, die wir machen werden. Hoffentlich. Jeden Tag dürfen nur 40 Jeeps den Park passieren und so kommt es jeden Morgen zu einem kleinen Wetrennen zwischen den Fahrern. Nur der frühe Vogel fängt den... Elefanten. Unser Fahrer erwartet uns um punkt 4:30am vor unserem Hotel und wir kommen fast pünktlich los. Wir gehören tatsächlich zu den ersten Jeeps und dürfen nach zwei Stunden Warterei endlich los. Wir lassen uns es nicht nehmen die Touris, die noch in der Schlange stehen und ziemlich sicher heute nicht mehr Ausschau nach wilden Tieren halten dürfen breit anzugrinsen. Hähä, das frühe Aufstehen hat sich also doch gelohnt. Wie sehr es sich gelohnt hat wussten wir da noch gar nicht. Nachdem wir uns erst von einem angeketteten Elefanten (gemein...) täuschen ließen, kommt dann doch noch die große Überraschung. Es stellt sich heraus, dass unser treuer Fahrer deutlich bessere Augen hat als der Ranger, der uns zugewiesen wurde und so sehen wir nicht nur Termitenhügel, Sambahirsche und Pfauen, von denen sogar einer eine wilde Flugshow direkt vor unserem Jeep vorführt, sondern mehrere wilde Elefanten. Sogar eine Kuh mit Kind ist dabei und ich bin hin und weg.
Im Parkmuseum (klein und skuril) wird uns erzählt, dass dir erste Jeepgruppe heute morgen sogar einen Tiger gesehen hat. Verdammt, knapp verpasst. Wären wir mal früher losgefahren... haha

Der Tag ist noch lang und wir haben uns eine Trekkingtour vorgenommen. Nach einer Fahrt durch Teefelder erreichen wir den Startpunkt zum Chembra Peak (2100m) . Wir bekommen wieder einen Guide. Er ist ein junger Sprinter und macht das ganze um fit zu bleiben. Wenn er den Weg drei Mal täglich in Flip Flops geht kann's ja nicht so schlimm sein, dacht ich mir. Ochjaaaaaaa... der Jakobsweg war ein Zuckerschlecken dagegen. Es gibt Beweisfotos wie ich mich über Stock und Stein schleppe und dabei aussehe wie eine zerkochte Tomate, aber die bekommt ihr nicht! Die Fotos sind dann auch der Grund warum ich nicht so viel Romantik gegenüber Lauritz verspüre, als wir den herzförmigen See erreichen der auf der Spitze des Berges liegt. Blöd, dass er auf meinen Rachefotos wie der junge Morgen aussieht. Irgendwas mach ich falsch...
Die Aussicht ist dann leider ziemlich enttäuschend, weil dichter Nebel aufgezogen ist. Ich genieße trotzdem den Moment und schaffe es auch ohne mir etwas zu brechen (wirklich ein Wunder, dass nicht mal jemand umgeknickt ist) wieder vom Peak herunterzukommen.

Am selben Tag schaffen wir es sogar noch zu einem Wasserfall. Er liegt in einer kleinen Oase umgeben von Bambus. Leider ist das Wasser voller indischer Touristen, aber mittlerweile hat man sich irgendwie schon an die Menschenmassen gewöhnt, die einen überall erwarten. Außerdem ist es mein erster richtiger Wasserfall und ich find' ihn einfach cool.




Samstag, 31. Januar 2015

Liebe.Rucksack.Abenteuer. (Ooty)

Abkühlung in den Bergen

Unsere erste offizielle Station auf unserer Reise ist Ooty (Udhagamandalam). Die Stadt liegt in den Nilgiri Hills und zwar so hoch, dass es nachts auch mal bis zu 0° werden kann. Wir waren mit Fleecejacken und Socken auf die Kälte vorbereitet, aber in der Nacht haben wir in unserer Unterkunft, einer ehemaligen Brauerei, trotzdem gefroren. Den Kamin in unserem Zimmer durfte man leider nicht benutzen. Schade aber auch. Lauritz und ich hatten uns für die zwei Wochen übrigens größtenteils separate Unterkünfte gesucht, um uns ein bisschen Zweisamkeit zu garantieren. Um schiefe Blicke zu vermeiden waren wir auch hin und wieder ein Ehepaar. War zumindest für uns ziemlich witzig. Wir packten uns dick ein und besuchten das „Tea and Tourism Festival“ (da gab es tatsächlich Tee, der nach Fanta schmeckt), liefen etwas planlos durch die Stadt und gönnten uns schließlich leckere Pizzen. Oh, wie lecker kann eine mittelmäßige Pizza schmecken, wenn man lange nicht in den Genuss kam! Als Nachtisch housemade chocolate, die in Ooty an jeder Ecke verkauft wird. Nicht schlecht, aber an die deutsche Schokolade kommt sie nicht heran. 

Schließlich trafen wir den Rest der süßen Reisegruppe und wir mieteten uns ein großes Taxi, dessen Fahrer uns zuerst zu dem höchsten Aussichtspunkt Südindiens (2633m) fuhr und anschließend zu einer Teefabrik. Sehr interessant zu sehen, wie schnell die zuerst noch grünen Teeblätter zerhackt, getrocknet und in kurzer Zeit in Tüten verpackt werden. Der Kardamom-Tee ist wirklich der Hammer dort! Wir wurden noch zu einem See gefahren, der absolut nicht sehenswert war. Dafür war der Rosengarten mit über 20.000 Rosen am Ende noch ganz schön.




Donnerstag, 22. Januar 2015

Liebe.Rucksack.Abenteuer. (Mayiladuthurai-Thanjavur)

25.12.2014 Die Reise beginnt 


Wir frühstücken und essen Mittag (mal wieder Biryani) in unserem Projekt. Ich hake meine viel zu lange Packliste ab. Ganz schön schwer der Rucksack, aber da ist noch Platz für Mitbringsel und anderes Kram.
Mit dem Zug starten wir nach Thanjavur, um dort Ana, Gesa und Marnie einzusammeln. Wir besuchen zum zweiten Mal den Brihadishwara- Tempel und er ist bei Sonnenuntergang und diesmal ohne neonfarbene Lichter überall, wieder unglaublich schön und beeindruckend. Am Abend gibt es selbstverständlich ein Weihnachtsessen, mjam.


Kurz nach 9pm rollt der ewig lange Nachtzug am Bahnhof ein. Wir haben im Sleeper-Abteil reserviert und ich muss feststellen, dass meine Pritsche unter der Zugdecke für die Nacht gar nicht so übel ist wie angenommen. Ich bin aber auch abgehärtet durch meine Projektmatratze... In der Nacht werde ich einige Male ordentlich durchgeschüttelt, ich friere, ein alter Mann schaltet früh Morgens immer wieder das Licht an und von nebenan werden ein paar indische Pupse losgelassen. Trotzdem bekomme ich einige Stunden Schlaf, bis wir um 5am Coimbatore erreichen. Definitiv nicht meine Uhrzeit und ich vergesse meine Brille, bevor ich mich mit Ana zur Zugtür bewege. Der Zug rollt an. Wo sind die anderen? Die sind schon ausgestiegen. Jetzt wird der Zug schneller. Los spring Eyla! Und ich springe. Puh, das nenne ich mal Vertrauen, haha. Ana landet ein paar Meter weiter. Wir schauen uns kurz geschockt an, lachen und finden uns ziemlich mutig.









 

Liebe.Rucksack.Abenteuer.


Nach vielen Stunden Planung wurden schon Wochen vor Beginn unserer Reise Ziele gesteckt, Züge gebucht, Busse rausgesucht und Unterkünfte kontaktiert. Glaubt man, gar nicht so easy in Indien. Zugverbindungen verschwinden von heute auf morgen, Hotelpersonal legt einfach auf und wenn man drei verschiedene Personen nach Informationen fragt, bekommt man drei verschiedene Antworten. That's India. Nach vielen Stunden stand unsere Route jedoch fest (s.o.)!


Mittwoch, 21. Januar 2015

Liebe.Rucksack.Abenteuer. (Mayiladuthurai)

24.12.2014. Heilig Abend


Die Sonne scheint und die Palmenblätter wehen im Wind. Vicky und ich vergessen uns frohe Weihnachten zu wünschen, bis es uns beim Abwasch plötzlich bewusst wird. Haben ja noch den ganzen Tag Zeit, um die richtige Stimmung aufkommen zu lassen. Weihnachten ist ja eigentlich eh erst am nächsten Tag. Erst Mal gilt meine Vorfreude dem absolut wunderschönsten Geschenk aus Deutschland: Lauritz! Nach drei Jahren Fernbeziehung , konnten diese läppischen 4 Monate uns auch nichts mehr anhaben und ich bin ab dem Moment, in dem wir uns endlich wiederhaben einfach nur noch voller Liebeliebeliebeliebeliebe! Ein bisschen Kitsch muss sein.

Er kommt mit David, ein anderer ELM-Freiwilliger, an und zu viert genießen wir den Tag. Zu allererst bekommt Lauritz eine dicke, grelle Blumenkette um den Hals gehängt. Die bekommen hier nur ganz exklusive Persönchen und deshalb starren ihn auf der Straße alle an. Naja, wahrscheinlich auch, weil sie hier nur selten 4 weiße Leute auf einem Haufen sehen und dann auch noch Jungs und Mädchen zusammen. Vorher hatten Lauritz und ich auch noch heimlich im Hoteleingang rumgeknutscht. Puh, harter Tobak für die meisten Inder.


Dann zeige ich wie ich lebe. Mein Projekt, die Stadt, meinen Schneider, die beste Eisdiele, das größte Stoffgeschäft, den Basar, indische Süßigkeiten, den bunten Tempel, Chai am Straßenrand, Autorikshafahrt.

Später darf ich Geschenke auspacken und alle skypen mit ihren Familien. Ein Hoch auf das Internet! Wir gehen spät ins Bett. Getrennt, denn „boyfriends“ sind hier verpönt und auf dem Compound absolut unerwünscht. Da kann man nichts machen...


Montag, 12. Januar 2015

Und wieder Küsse nach Deutschland


Danke, dass ich so viel wunderbare Briefe und Paketen öffnen durfte und für alles andere was mich noch mittels Lauritz erreicht hat. 
Es tut so gut zu wissen, dass zu Hause so viel an mich gedacht wird!

Fühlt euch doll' und lang umarmt!
Eure Eyla

Weihnachtsrückblick (Monatsbericht)

Auch wenn die Weihnachtszeit schon etwas zurückliegt, war sie ein erwähnesnwerter Abschnitt meines Freiwilligendienstes und darf auf diesem Blog einfach nicht fehlen. Da ich jeden Monat einen Bericht an meine Organisation senden muss, bekommt ihr nun einfach mal einen davon. Viel Spaß.



Hinter mir liegt Weihnachten. Indisches Weihnachten. Keine Strohsterne, keine roten Kerzen, keine Rolf Zukowski Weihnachtslieder, kein Weihnachtsmarkt und kein Schnee. Hach, das klingt rückblickend wirklich dramatisch. War es aber nicht. Statt Strohsternen gab es im Überfluss knalliges Lametta, statt roten Kerzen eben neongelbe, statt Rolfs ruhiger Stimme quirlige, laute Frauengesänge, statt Weihnachtsmarkt unzählige Weihnachtsfeiern und statt Schnee.. na den gibt’s ja in Deutschland auch nur selten pünktlich zu Weihnachten. Also, alles gar nicht so übel.

Um ein kleines bisschen deutschen Weihnachtscharme in Indien zu versprühen hatten Victoria und ich uns die Zeit genommen große Adventskalender für die beiden Häuser der Mädchen herzustellen. Die Freude war groß und jeden Tag waren alle ganz gespannt, welches Bild sich wohl hinter dem nächsten Türchen versteckt. Die Neugierde war sogar so groß, das ziemlich schnell alle Türchenecken ausgefranst und auf unerklärliche Weise einige Bilder schon vor ihrem eigentlich Tag zu sehen waren...

Bald darauf schmückten nicht nur unsere bunten Kalender, sondern auch Sterne, Engel und Weihnachtsbäume, die wir gemeinsam mit den Mädchen bastelten, die Wände und Decken. Auch im Kindergarten Anbumalar ließ ich mir eine Bastelei nach der anderen einfallen und blühte zwischen Pappe, Glitzer, Kleber und Schere richtig auf. Highlights waren ein Christmastree aus Handabdrücken mit viel Glitzer, vorallem da dieses Jahr das Geld nicht für einen richtigen gereicht hatte, und eine selbstgemachte Krippe. Außerdem durfte ich mich einer Mädchentanzgruppe anschließen, die einen Tanz für die zwei Wochen später stattfindene Weihnachtsfeier probte. Natürlich waren die Musik und die Bewegungen 100% indisch, und ich musste mich sehr bemühen mit ihren Hüftschwüngen mitzuhalten. Letztendlich hatte ich geschminkt, frisiert und im Sari sehr viel Spaß, auch wenn meine Performance sicherlich nicht perfekt war.

Unsere Proben für den „german-dance“ lohnten sich ebenfalls, denn er sorgte bei der großen Compound Weihnachtsfeier für viel Begeisterung, obwohl ich vorher zugegebenermaßen ein kleines bisschen aufgeregt war. Nach dieser großen Feier folgten noch sieben weitere und wir kamen gar nicht mehr aus dem „feiern“ heraus. Mit unseren Liedbeiträgen „Oh du fröhliche“ (auf drei Weihnachtsfeiern), „Go tell it on the mountain“ (in der Kirche mit der Englishclass), „Stille Nacht, heilige Nacht“ (auf der Blockflöte, während eines Krippenspiels) und dem tamilischen Lied „Anbu kuruven“ (ebenfalls in der Kirche vorgetragen) konnten wir unseren Teil zur Weihnachtsstimmung beitragen. Die Weihnachtsfeiern waren außerdem eine tolle Möglichkeit traditionelle indische Tänze und Kleidung zu sehen, tamilischen Liedern von Einzelnen oder Chören zu lauschen und natürlich uns die Bäuche mit leckerem Chicken- Biryani vollzuschlagen.

Wo wir gerade dabei sind. Im letzten Monat kam ich endlich dazu mein fest vorgenommenes Rezeptbuch zu beginnen und ein Biryanirezept steht gleich an erster Stelle. Ich hoffe, dass sich meine Sammlung bis März noch um einige Rezepte erweitert, um zurück in Deutschland meine Familie und Freund von dem tollen indischen Essen überzeugen zu können. Um jetzt auch alle neuen Fertigkeiten zu nennen: ich habe endlich verstanden wie man den wunderschönen Blumenschmuck aus Jasminblüten für die Haare herstellt. Gar nicht so einfach...

Nach der letzten Weihnachtsfeier, bei der alle Mitarbeiter ihr Weihnachtsgeld und neue Kleidung erhielten, verließen ca. die Hälfte von ihnen den Compound, bis sie zum Jahreswechsel die andere Hälfte ablösen würden. Auch alle Kinder der vier Kindergärten erhielten neue Kleidung, sowie Süßes und Geld. Die Heimmädchen müssen leider noch bis zum Januar auf ihre neuen Tschudidas warten, erhielten jedoch auch schon das Weihnachtsgeld.

Leider war der Dezember nicht nur mit schönen Dingen erfüllt, denn Anfang des Monats erschütterte ein Todesfall die ganze Stadt. Eine Zehntklässlerin wurde auf unserer Straße von einem Transportwagen erfasst und ist an ihren Verletzungen gestorben. Dass das Gesicht der Toten in der Zeitung abgedruckt wurde schockierte mich wohl am meisten. Außerdem saß eines Tages eine Ärztin auf den Treppen des Kindergartens und viele Mütter brachten ihre Kinder, um diese impfen zu lassen. Polio (Kinderlehmung) hatte in den Tagen zuvor viele Kinderleben gekostet. Kinderleben, die durch den verfügbaren Impfstoff verschont hätten bleiben können, wenn die Gesundheit vieler Familien nicht von Geld abhängen würde. Das ist leider oftmals einfach nicht vorhanden. Außerdem verbreitete sich in den letzten Wochen die Vogelgrippe in Südindien und wir wurden dazu angehalten kein Huhn oder Ei zu essen.

Aber dann war plötzlich schon Heilig Abend und eine wunderbare Zeit begann. Mein Freund war heile aus Deutschland und in Begleitung von David in der Nacht aus Chennai angereist und wir verbrachten zu viert einen schönen Abend. Der Gottesdienst an diesem Abend schien sich hinzuziehen, bis an alle bunte Kerzen verteil wurden. Der Chor sang wunderschön, die Lichter wurden ausgemacht und die Kirche erleuchtete im warmen Licht der Kerzen. Ein Gänsehaut-Moment. 

Dieser Moment, das darauffolgende leckere Weihnachtsessen und die Anwesenheit meines Freundes verhinderten tatsächlich das bisschen Heimweh, welches in den Tagen zuvor doch noch aufgekommen war und ich war wieder einmal dankbar für die Chance Weihnachten mal so völlig anders erleben zu dürfen.

Am Tag darauf fuhren wir noch müde vom Vorabend nach Thanjavur, um gemeinsam mit Ana, Gesa und Marnie in den Urlaub zu starten. Schon in der ersten Hälfte unserer Urlaubszeit erlebten und sahen wir unglaublich viele, aufregende Dinge. Tanzend am Strand von Goa, hätte das Jahr 2014 nicht besser abschließen können.



Eyla Hasse