Donnerstag, 18. September 2014

Lesson 3 – indian politeness

Vorerst die letzte „Lesson“, denn heute ging es ein letztes Mal in das 2 Stunden entfernte Nagappattinam, wo wir von dem mächtigen Oberpolizistenchef unsere Arbeitserlaubnis bekamen. Die tamilische Bürokratie scheint tatsächlich komplizierter als bei uns zu sein... kaum zu fassen. Grund dafür sind aber nicht übertriebene Genauigkeit , sondern einfach nur die ständig wechselnde Regierung, die ihre ganz eigenen Richtlinien durchsetzten will.
Besonders schön: die bereits bearbeiteten Dokumente zerknittert in den Ecken auf dem Boden liegen zu sehen :D

Jetzt aber zu der indian politeness.
Höflichkeiten, die in Deutschland offensichtlich immer flexibler werden und sich von Generation zu Generation stark unterscheiden, werden hier in Tamil Nadu ohne Ausnahme gepflegt und durchaus erwartet. Ich kann wie immer nur von meinen bisherigen Erfahrungen berichten.

Begrüßung

Ja, es werden tatsächlich die flachen Hände aneinander geführt und auf Brusthöhe gehalten. Diese Begrüßung ist aber äußerst förmlich und wird unter Freunden und Bekannten nicht benutzt. Christen legen die Hände während des Gebets aneinander oder führen die Geste anschließend mit den Worten „Stothram“ (Lobe den Herrn, oder etwas in der Richtung) aus. Kinder und Freunde grüßen sich mit der flachen, erhoben rechten Hand, deren Zeigefinger an die Stirn geführt werden. „Vanakkam“ gilt als allgemeine Begrüßung, das bekannte „Namaste“ gibt's nur im Norden...


Anrede

Es ist immer noch etwas verwirrend, aber ich werde hier von den Mädchen „Akka“ bzw. „Sister“ genannt. Auch die Mädchen untereinander nennen sich „Akka“. An sich ist es einfach eine vertraute Anrede für Mädchen/ Frauen, die älter als man selbst sind. Das scheint aber nicht immer zu gelten, da die Mädchen sich auch untereinander so nennen und ich jünger als einige von ihnen bin.

Deutlich ältere Frauen werden „Ammaa“ (Mutter) genannt.

Für jüngere Schwester, jüngerer/älterer Bruder und mein Herr gibt es auch Anreden, habe aber noch keine von ihnen gehört.

...da hatten wir wohl alle
die selbe Idee haha

Schuhe

Schuhe werden vor dem Betreten eines Raumes ausgezogen. Das vergesse ich leider zur Zeit noch ziemlich oft. Upsi, very unpolite.



Nein-sagen

Gibt's nicht. Oder nur sehr höflich bzw. gut verpackt. Die Tamilen benutzen stattdessen gern die Redewendung „next time“. Alles klar. Ausnahmen gibt es, wenn einem etwas angeboten wird. Dann wird oft ein höfliches „Nein-Doch-Nein-Doch-Na gut“- Spiel gespielt. Das ist sogar jetzt schon ein bisschen anstrengend z.B. beim Thema Abwasch, weil ich jedes Mal so tun muss, als ob ich ganz unbedingt mein Geschirr selbst abwaschen möchte...



Es gibt in Tamil Nadu definitiv noch weitere Höflichkeitsformen, aber die beschriebenen begegnen mir seit über zwei Wochen jeden Tag. Für mich sind sie unerlässlich und ich bin gespannt welche noch auf mich zukommen.
Für euch waren sie hoffentlich interessant.

Kann ja immer mal passieren, dass man auf einen Inder trifft :)

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